"In der Kritik der reinen Vernunft argumentiert Kant bekanntlich dafür, dass Raum und Zeit bloße Formen unserer sinnlichen Anschauung sind und raumzeitliche Eigenschaften folglich nicht den Dingen an sich, sondern nur ihren Erscheinungen zukommen. Dieser These gibt er den Titel „transzendentaler Idealismus“. Aus dem transzendentalen Idealismus folgt für Kant die Unerkennbarkeit der Dinge an sich, weil er annimmt, dass wir ohne Beteiligung unserer Sinne gar nichts erkennen können. Für den transzendentalen Idealismus führt Kant im wesentlichen zwei Argumente an. Das erste geht von der Annahme aus, dass wir von der raumzeitlichen Struktur der Welt a priori, d.h. unabhängig von der Erfahrung, Vorstellungen und Wissen haben, und versucht dann zu zeigen, dass dieser Sachverhalt nur dadurch erklärt werden kann, dass sich die Raum-Zeitlichkeit der von uns wahrgenommenen Welt nicht dieser Welt selbst, sondern der Struktur unseres Wahrnehmungsapparats verdankt. Das zweite Argument für den transzendentalen Idealismus soll zeigen, dass man nur mit Hilfe der These, dass die Dinge an sich nicht in Raum und Zeit existieren, bestimmte Probleme aus der philosophischen Tradition lösen kann, so z.B. das Problem der Vereinbarkeit von menschlicher Freiheit und kausaler Determiniertheit der Natur oder die sogenannten Antinomien des Weltanfangs oder der Teilung der Materie."

Prof. Dr. Tobias Rosefeldt. http://www.philosophie.hu-berlin.de/institut/lehrbereiche/idealismus/mitarbeiter1/rosefeldt/pdfs/dasudas (S. 2-3)